DGT-ITB Wissenschaftspreis
Verleihung des DGT-ITB Wissenschaftspreises 2025
Zum 31. Mal wurde dieses Jahr der DGT-ITB Wissenschaftspreis verliehen. Die hochrangig besetzte Jury von Professor:innen und Wissenschaftler:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bewerteten insgesamt 24 eingereichte Arbeiten und vergaben Preise in drei Kategorien: beste Nachwuchsarbeit (Stufe Bachelorarbeit), beste Nachwuchsarbeit (Stufe Masterarbeit) und beste Dissertation. Durch das doppelt-blinde Begutachtungsverfahren und einem anschließenden diskursiven Verfahren zur Nominierung konnten drei hervorragende Abschlussarbeiten des Jahrgangs 2023/24 mit touristischer Themenstellung ausgezeichnet werden.
Die Preisverleihung fand im Rahmen des ITB Berlin Kongresses 2025 am Mittwoch, 5. März 2025, auf dem Berliner Messegelände statt.
Jeder Preis wurde mit 750 € von Studiosus Reisen sowie einer zweijährigen DGT Mitgliedschaft gewürdigt. Die DGT dankt Studiosus Reisen für das Sponsoring aller Preisgelder für die DGT-ITB Wissenschaftspreise.

Preisträger:innen des DGT-ITB-Wissenschaftspreises 2025

Kategorie: Beste Nachwuchsarbeit (Stufe Bachelorarbeit)
gesponsert durch Studiosus Reisen
Louisa Wewetzer, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften
betreut von Stefan Küblböck
Zwischen Markterfolg und Postkolonialismus: Produktbeschreibungen im Voluntourismus
In den letzten Jahrzehnten ist Voluntourismus ein populäres Phänomen geworden: Immer mehr junge Menschen kombinieren Urlaub mit Freiwilligenarbeit im Globalen Süden. Gleichzeitig steigt die Zahl der Anbieter*innen solcher Reisen. Diese Arbeit untersucht Produktbeschreibungen im Voluntourismus aus touristischer und postkolonialer Perspektive. Eine qualitative Inhaltsanalyse von 20 Anbieter*innen mittels MAXQDA zeigt: Anbieter*innen nutzen strategisches Zielgruppenmarketing, um Markterfolg zu sichern, reproduzieren jedoch postkoloniale Stereotype, eurozentrische Denkmuster und verfolgen zudem den White-Savior-Ansatz. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass koloniale Diskurse weiterhin die Darstellung von Destinationen im Globalen Süden prägen. Die Arbeit bietet eine Grundlage für die Debatte, wie Tourismusmarketing verantwortungsvoller gestaltet werden kann, ohne koloniale Klischees zu perpetuieren.

Kategorie: Beste Nachwuchsarbeit (Stufe Masterarbeit)

gesponsert durch Studiosus Reisen
Gloria Bukal, Management Center Innsbruck
betreut von Denise Fecker
Seasonal employment in the ski industry: The influence on job satisfaction and empolyee retention
Gut ausgebildete und motivierte Mitarbeitende zu haben, ist ein entscheidender Erfolgsfaktor in der Dienstleistungsbranche, da sie das Kundenerlebnis beeinflussen und mitgestalten können. Gerade in Zeiten des Arbeitskräftemangels und des Images schlechter Arbeitsbedingungen in der Tourismusbranche stehen Wissenschaftler:innen und Manager:innen vor der Herausforderung, motivierte Arbeitskräfte zu halten. Ziel dieser Studie ist es daher, den Einfluss der saisonalen Beschäftigung in der Skiindustrie zu untersuchen.
Die Arbeit analysiert wie Skilehrer:innen ihre Arbeitszufriedenheit und ihr Engagement in der Skischule erleben, um letztendlich praktische Empfehlungen für Manager:innen und andere Interessengruppen in der Branche zu geben. Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde ein qualitativer Ansatz gewählt. Auf der Grundlage der Ergebnisse von 15 Interviews mit Skilehrer:innen einer großen Skischule in Tirol, Österreich, zeigt die Studie die Existenz von vier verschiedenen Typen von Skilehrern innerhalb einer Organisation. Die Skilehrer:innen sind entweder zufrieden, motiviert und an die Skischule gebunden durch die monetäre Vergütung (1), das Zugehörigkeitsgefühl, die Kameradschaft und den Spaß an der Arbeit (2), die Führung und die Arbeitsbedingungen innerhalb der Skischule (3) oder die Möglichkeit, mit Kindern zu arbeiten (4).
Die Ergebnisse stimmen teilweise mit denen früherer Untersuchungen in der Tourismusbranche überein. Die Studie unterstreicht, wie wichtig es ist, die verschiedenen Kategorien von Skilehrer:innenn innerhalb einer Skischule zu identifizieren und HR-Praktiken zu entwickeln, die auf die Prioritäten der einzelnen Skilehrer:innen abgestimmt sind. Diese Studie erweitert die Forschung zur Arbeitszufriedenheit von Skilehrern im europäischen Kontext, indem sie verschiedene Skilehrertypen auf der Grundlage ihrer Motivationsfaktoren identifiziert, mit besonderem Augenmerk auf das einzigartige saisonale Beschäftigungsumfeld in der Skibranche. Diese Erkenntnisse können Führungskräften dabei helfen, die Arbeitszufriedenheit, die Motivation und das Engagement von Skilehrern zu steigern. Weitere Forschung ist erforderlich, um die Ergebnisse zu validieren und die Forschung über Skilehrer zu erweitern, insbesondere im europäischen Kontext.
Kategorie: Beste Dissertation
gesponsert durch Studiosus Reisen
Anna Burton, Modul University Vienna
betreut von Astrid Dickinger
Towards Understanding Innovation in Tourism & Hospitality
Ziel dieser Dissertation ist es, ein ganzheitlicheres Verständnis dafür zu entwickeln, was zu Innovationen im Tourismus und im Gastgewerbe beiträgt. Die übergreifende Forschungsfrage, die in dieser Dissertation untersucht wird, lautet: „Welche Faktoren beeinflussen Innovationen im Tourismus und Gastgewerbe auf der Ebene der Destination und der Organisation?“. Die Präambel führt in das Konzept der Innovation im Tourismus und Gastgewerbe ein, hebt die Bedeutung der Untersuchung des Themas auf verschiedenen Ebenen hervor und unterstreicht die Wichtigkeit der vorliegenden Studie. Auf der Ebene der Destination wird untersucht, wie sich die Orchestrierung von Netzwerken und gemeinsame dynamische Fähigkeiten auf kollaborative Innovationen für die Nachhaltigkeit auswirken können (Studie 1), und es wird bewertet, welche Faktoren soziale Innovationen in Reisezielen nach dem Gemeinschaftsmodell vorantreiben oder behindern (Studie 2). Auf der Organisationsebene werden die Auswirkungen von Mikrofundamenten auf die Entwicklung dynamischer Fähigkeiten und Innovationsergebnisse in Unternehmen des Gastgewerbes untersucht (Studie 3), und die Herausforderungen bei der Messung von Innovationen im Gastgewerbe werden durch den Vorschlag eines angepassten Messinstruments angegangen (Studie 4).

Verleihung des DGT-ITB Wissenschaftspreises 2024
Zum 30. Mal wurde dieses Jahr der DGT-ITB Wissenschaftspreis verliehen. Die hochrangig besetzte Jury von Professor:innen und Wissenschaftler:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bewerten insgesamt 38 eingereichte Arbeiten und vergaben Preise in vier Kategorien: beste Nachwuchsarbeit (Stufe Bachelorarbeit), beste Nachwuchsarbeit (Stufe Masterarbeit), beste Dissertation und beste Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus. Durch das doppelt-blinde Begutachtungsverfahren, an dem mehr als 70 DGT-Mitglieder mitgewirkt haben, konnten vier hervorragende Abschlussarbeiten des Jahrgangs 2022/23 mit touristischer Themenstellung ausgezeichnet werden.
Die Preisverleihung fand im Rahmen des ITB Berlin Kongresses 2024 am Mittwoch, 6. März 2024, auf dem Berliner Messegelände statt.
Jeder Preis wurde mit 1.000 € gesponsert. Die DGT dankt den Sponsoren der DGT-ITB Wissenschaftspreise – Studiosus Reisen für die beste Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus und Hanna Rychener Kistler, ehemals Schulleiterin und Verwaltungspräsidentin IST Zürich, für die beste Dissertation, die beste Nachwuchsarbeit (Stufe Masterarbeit) sowie die beste Nachwuchsarbeit (Stufe Bachelorarbeit).

Preisträger:innen des DGT-ITB-Wissenschaftspreises 2024

Kategorie: Beste Nachwuchsarbeit (Stufe Bachelorarbeit)
gesponsert durch Hanna Rychener Kistler
Patrizia Pluskota, Hochschule München
betreut von Markus Pillmayer
Intellectual Properties in Themenparks – Ungenutztes Potenzial für die deutsche Themenpark-Branche?
Immer mehr Themenparks weltweit integrieren Intellectual Property (IP) in ihre Parks. Ob Fahrgeschäfte, Themenländer, Merchandise oder F&B, die Parkbetreibenden nutzen bekannte Geschichten oder Charaktere aus Filmen, Büchern, Videospielen etc., um ihre Attraktionen zu thematisieren. Was in den Disney Parks seit Jahrzehnten praktiziert wird, etabliert sich in deutschen Themenparks erst seit einiger Zeit. Basierend auf diesen Beobachtungen verfolgt die vorliegende Arbeit das Ziel, das Potenzial des IP-Einsatzes in deutschen Themenparks zu bewerten. Mithilfe qualitativer Expert:inneninterviews wurden Gründe, Chancen und Risiken des IP-Einsatzes identifiziert sowie das Potenzial in Deutschland untersucht. Die empirische Untersuchung ergab, dass IP-basierte Attraktionen bei richtigem Ansatz und richtiger Umsetzung Potenzial für deutsche Themenparks bieten, jedoch in geringerem Umfang wie bei den globalen Marktführern Disney oder Universal, die von Medienkonglomeraten gestützt werden. Langfristiges Potenzial in deutschen Parks sehen die befragten Expert:innen eher beim Einsatz eigens erschaffener statt lizenzierter IPs.

Kategorie: Beste Nachwuchsarbeit (Stufe Masterarbeit)

gesponsert durch Hanna Rychener Kistler
Jan-Patrick Teichmann, Management Center Innsbruck
betreut von Sabine Mertens
Loyalitätsprogramme in der Hotellerie: Der Einfluss von Wechselbarrieren auf die Markentreue
Die Forschung ist sich bis heute uneinig darüber, ob ein Loyalitätsprogramm in der Hotellerie tatsächlich Markentreue auslöst und inwiefern Wechselbarrieren einen Einfluss auf diese nehmen. Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Beziehung des wahrgenommenen Wertes der Teilnehmer:innen von Loyalitätsprogrammen, der Zufriedenheit, dem affektiven Commitment, der Markentreue und den Wechselbarrieren. Hierfür wird eine quantitative Onlinebefragung mit insgesamt n=976 Teilnehmer:innen von Loyalitätsprogrammen in Europa durchgeführt. Die Regressions-, Mediations- als auch Varianzanalyse ergeben, dass der wahrgenommene Wert den wichtigsten Prädikator zum Erreichen von Markentreue darstellt und zu hohe Wechselkosten einen negativen Effekt auf die Markentreue der Kund:innen haben. Dies bedeutet für Hotelunternehmen, welche ein Loyalitätsprogramm implementieren wollen, dass sie ihren Kundenstamm genau kennen müssen, um ein solches Programm attraktiv gestalten, um schließlich Markentreue bei den Kund:innen auszulösen. Weiterhin sollten die Wechselkosten nicht zu hoch gehalten werden, da dies sogar einen negativen Einfluss auf die Markentreue haben kann. Ist ein Kunde zufrieden mit dem jeweiligen Loyalitätsprogramm, so ist es sowieso unwahrscheinlich, dass dieser ein anderes Programm als attraktiver wahrnimmt und wechseln will.
Kategorie: Beste Dissertation

gesponsert durch Hanna Rychener Kistler
Florian Gasser, Universität St. Gallen
betreut von Christian Laesser
„Post it, Like it, Share it, and Profit?“ Ableitung eines prozessualen Beeinflussungsmodells und Typologisierung von Social Media Influencern im Tourismuskontext
Diese Dissertation liefert eine Reihe von innovativen Einblicken in die Einflüsse gesponserter Inhalte von Social-Media-Influencern (SMI) im Tourismuskontext. Sie umfasst eine umfangreiche strukturelle Literaturanalyse, eine Untersuchung der aktuell bekannten SMI-Einflüsse im Tourismus- und im Marketingbereich, eine theoriegeleitete Modellableitung eines SMI-Beeinflussungsmodells und eine experimentelle Studie zur Validierung von Beeinflussungsfaktoren aus der Nutzerperspektive. Für die Ableitung des Beeinflussungsmodells wurde ein literaturbasiertes SMI-konformes positivistisches SO(MOA)R-Modell entworfen. Zentrale Bestandteile davon wurden mit einem 2×3-Between-Subject-Lab-Experiment getestet und die abhängige Variable der supponierten Kaufentscheidung eingeführt, um nicht– wie häufig üblich – nur die Kaufintention zu messen. Es wurde beispielsweise nachgewiesen, dass die Werbeerkennung und die Kaufintention einen inversen, vollseriellen Mediationseffekt zwischen der Sponsoringoffenlegung und der Kaufentscheidung ausübt. Auch die Bedeutung der Followerzahlenhöhe auf die Wahrnehmung, ob Content als Werbung wahrgenommen wird, was negative Effekte auf die Kaufintention ausüben kann, wurde bestätigt.
Diese neuartigen Erkenntnisse in der Tourismus(verhaltens)wissenschaft wurden durch eine Matrix der einzelnen SMI-Typen mit deren zentralsten Charakteristiken und klarer Handlungsableitungen für Vermarkter, als auch einem Produkt-/Dienstleistungs-Werte-Fit ergänzt. Dies kann bei der Planung von SMI-Marketingkampagnen aktiv unterstützen. Es zeigen sich zahlreiche weitere Anknüpfungspunkte für zukünftige Forschungsbestrebungen. Dieser Ansatz war einer der ersten Versuche in der Tourismuswissenschaft, der tatsächliches – und nicht nur intendiertes – Kaufverhalten im SMI-Kontext nachwies
Kategorie: Beste Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus
gesponsert durch Studiosus Reisen
Adrian Müller, Universität St. Gallen
betreut von Rolf Wüstenhagen
Decarbonizing Business Travel
Damit wir bis 2050 das Netto-Null-Ziel erreichen, müssen auch die Emissionen aus Tourismus und Verkehr drastisch vermindert werden. Wegen seiner Bedeutung in der globalen Wirtschaft, kann und muss der oftmals vernachlässigte Geschäftsreisesektor dazu einen bedeutenden Beitrag leisten. Unterschiedliche Lösungsansätze wie virtuelle Substitution von Geschäftsreisen oder deren Verlagerung auf emissionsarme Verkehrsmittel sind bekannt, dennoch wurden bislang kaum bedeutende Emissionsreduktionen erzielt. Es mangelt daher nebst dem Verständnis für die Notwendigkeit der Dekarbonisierung von Geschäftsreisen auch an einer umfassenden Vision für deren Umsetzung.
Mit dieser Dissertation trage ich zu einem ganzheitlichen Verständnis der Geschäftsreisedekarbonisierung, unter Berücksichtigung des komplexen Zusammenspiels zwischen Organisationen, Reisenden und der systemischen Umwelt bei. Ich untersuche in diesem Kontext drei spezifische Problemstellungen bei der Dekarbonisierung des Geschäftsreisesektors.
Im ersten Beitrag evaluieren wir das Potential von virtueller Substitution. Wir analysieren die Entscheidung von Geschäftsleuten zwischen Geschäftsreisen und Videokonferenzen. Wir zeigen, wie COVID-19 das Entscheidungsverhalten verändert hat, welche Faktoren es beeinflussen und zeigen verschiedene Chancen und Risiken einer Verlagerung von Geschäftsreisen in den virtuellen Raum auf.
Im zweiten Beitrag beleuchte ich die Gründe, Strategien und Massnahmen für die Geschäftsreisedekarbonisierung in Wissensorganisationen. Dabei zeige ich auf, dass die Fortschritte auch bei jenen Organisationen begrenzt sind, die sich zu Netto-Null verpflichtet haben. Hauptursachen dafür sind ungeklärte Verantwortlichkeiten für die Emissionsreduktion und ein Mangel an verhaltensbasierten Massnahmen. Darüber hinaus präsentiere ich ein konzeptionelles Dekarbonisierungs-Framework.
Im dritten Beitrag untersuchen wir, ob Organisationen die Reisemittelwahl von Geschäftsreisenden zu Gunsten der Bahn beeinflussen können und von welchen Faktoren dies abhängig ist. Wir zeigen dabei nicht nur die begrenzte Wirksamkeit von «Soziale Normen»-Interventionen auf die Moduswahl auf, sondern auch, dass es durch die Einflussnahme nur zu geringen negativen Reaktionen kommt. Basierend auf einer insgesamt bereits hohen Nutzungsabsicht der Bahn, heben wir das Potential von geschäftlichen Bahnreisen und die Bedeutung von spezifischen Reiserichtlinien hervor

Verleihung des DGT-ITB Wissenschaftspreises 2023
Zum 29. Mal wurde dieses Jahr der DGT-ITB Wissenschaftspreis verliehen. Die hochrangig besetzte Jury von Professor:innen und Wissenschaftler:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bewerten insgesamt 22 eingereichte Arbeiten und vergaben Preise in vier Kategorien: beste Nachwuchsarbeit (Stufe Bachelorarbeit), beste Nachwuchsarbeit (Stufe Masterarbeit), beste Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus und beste Dissertation. Durch das doppelt-blinde Begutachtungsverfahren, an dem mehr als 40 DGT-Mitglieder mitgewirkt haben, konnten vier hervorragende Abschlussarbeiten des Jahrgangs 2021/22 mit touristischer Themenstellung ausgezeichnet werden. Das Preisgeld der Kategorie beste Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus wurde von dem deutschen Reiseveranstalter Studiosus Reisen gesponsert.
Die Preisverleihung fand im Rahmen des ITB Berlin Kongresses 2023 am Mittwoch, 8. März 2023, auf dem Berliner Messegelände statt.

Preisträger:innen des DGT-ITB-Wissenschaftspreises 2023

Kategorie: Beste Nachwuchsarbeit (Stufe Bachelorarbeit)
Sabrina Kühn, Hochschule München
betreut von Markus Pillmayer
Last Chance Tourismus: Mögliche Auswirkungen und ausgewählte Lösungsansätze zum Erhalt gefährdeter Destinationen
Last Chance Tourismus (LCT) beschreibt Reisen in bedrohte Destinationen, bevor diese durch die Auswirkungen des Klimawandels oder andere äußere Einflüsse in naher Zukunft irreversibel beschädigt oder zerstört werden. Die Arbeit diskutiert Ursachen und Auswirkungen des Last Chance Tourismus in sozial-ökonomischer und ökologischer Hinsicht sowie das Nachhaltigkeitspotenzial der Reiseart. Ziel ist das Aufzeigen von möglichen Lösungsansätzen auf Destinationsebene für die Minimierung negativer Effekte des LCT, da aufgrund klimatischer Veränderungen zunehmend Reiseziele mit der Problematik konfrontiert werden. Eine umfassende Literaturrecherche erweitert durch die Ergebnisse einer quantitativen Online-Befragung zum Nachfrageverhalten nach LCT zeigt, dass negative Konsequenzen durch eine Übernutzung betroffener Destinationen über positive Effekte wie den Bildungsauftrag von LCT-Reisen überwiegen. Jedoch ist auch eine grundsätzliche Bereitschaft der Tourist*innen zu Verhaltensänderungen für eine nachhaltigere Reisegestaltung erkennbar. Darauf basierend wurden als zentrale Lösungsansätze für den Destinationserhalt die verstärkte Umsetzung umweltschützender Maßnahmen, die Regulierung der Besucherströme sowie eine weitergehende Sensibilisierung der Tourist*innen für die Problematik identifiziert.

Kategorie: Beste Nachwuchsarbeit (Stufe Masterarbeit)

Mirjam Mischi, Universität Innsbruck
betreut von Birgit Pikkemaal
Is it More About Family or Business? Family-Run Hotel Businesses During Covid-19
Der Tourismussektor wurde von den Auswirkungen der COVID-19-Krise stark getroffen. Nach Kenntnis des Autors ist dies die erste Studie, welche die Auswirkungen von COVID-19 auf die familiäre Komponente von Familienhotelunternehmen beleuchtet. Sie untersucht weiter, wie das Virus mögliche Veränderungen im Betrieb auslöst. Diese Arbeit adressiert diese Forschungslücke mit einem qualitativen explorativen Forschungsdesign. Es wurden 15 halbstrukturierte Interviews mit Eigentümern von kleinen Familienhotelunternehmen in Südtirol durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Auswirkungen von COVID-19 auf das Familiensystem mit den Auswirkungen auf das Geschäftssystem zusammenhängen und zu einer inkrementellen Geschäftsentwicklung führen. Darüber hinaus betont die Arbeit die wichtige Rolle des Erhalts des sozialen Kapitals, der familiären Bindung und der Beziehung zu externen Stakeholdern. Die Studie trägt zur Familienunternehmensliteratur bei, indem sie die Komplexität dieser Organisationen berücksichtigt und Einblicke in das Modell der überlappenden Systeme, die Theorie des sozialen Kapitals und das Konzept des sozial-emotionalen Reichtums (SEW) im neuen COVID-19-Krisenkontext gibt.
Kategorie: Beste Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus
Kathrin John, Management Center Innsbruck
betreut von Jannes Bayer
The Attitude-Behavior Gap on the Part of Generation Z in the Context of Sustainable Tourism
Insbesondere im Tourismuskontext ist die Attitude-Behavior-Gap ein beobachtbares Phänomen und zeigt sich selbst seitens der nachhaltigkeitsaffinen Generation Z. Ein klarer Konsens über die Hintergründe dieser Einstellungs-Verhaltens-Diskrepanz wurde bis dato allerdings nicht etabliert. Ziel der Arbeit ist es, Faktoren zu identifizieren, welche einen Einfluss auf die Attitude-Behavior-Gap der Generation Z im nachhaltigen Reisekontext ausüben.
Zur Beantwortung dieser Forschungsfrage wurde durch Gegenüberstellung verhaltenstheoretischer Studien ein konzeptionelles Forschungsmodell entwickelt, das die Basis für die Entwicklung des quantitativen Online-Fragebogens gebildet hat. Obwohl die 277 Befragten eine nachhaltige Reiseeinstellung aufzeigten, verdeutlichten einfache und multiple Regressionsanalysen eine Attitude-Behavior-Gap, auf welche soziale Normen, die wahrgenommene Verhaltenskontrolle und die Verhaltensabsicht Einfluss nehmen. Zudem zeigte sich, dass nachhaltige Verhaltensweisen im alltäglichen Kontext auch ein nachhaltigeres Verhalten auf Reisen bedingen – wenn auch nicht zu gleichem Ausmaß. Die Ergebnisse ermöglichten die Entwicklung konkreter Handlungsempfehlungen für Tourismuspraxis und -forschung. Insbesondere wurde die Notwendigkeit zur Konzeption eines einheitlichen Forschungsmodells deutlich, welches die Komplexität der Verhaltensbildung im Tourismuskontext erfassen kann.

Kategorie: Beste Dissertation

Eva Erdmenger, Universität Trier
betreut von Andreas Kagermeier
The Destination Governance of “Localability”: An Inclusive Governance Approach to Improve the Prosilience of Residents in Urban Tourist Destinations in the Face of Increasing Tourism Intensity
Vor dem Hintergrund der vermehrten Anti-Tourismus-Proteste in urbanen Tourismusdestinationen wird zunehmend deutlicher, dass die Unterstützung der Bewohner:innen für eine nachhaltige Tourismusentwicklung essentiell ist. In dieser kumulativen Dissertation wird analysiert, wie Stadtbewohner:innen in die lokale Destinations-Governance einbezogen werden können, um die Resilienz der Gastgebergesellschaft gegenüber einer zunehmenden Tourismusintensität proaktiv zu stärken.
Die empirischen Daten, u. a. von bildbasierten Fokusgruppen mit Stadtbewohner:innen, in den Fallbeispiele München und Kopenhagen, verdeutlichen, dass der Tourismus mehrere Bedürfnisse der Forschungsteilnehmer:innen beeinflusst. Die subjektiv wahrgenommenen kritischen Einflüsse des Tourismus bilden die Grundlage für eine resiliente und inklusive Destinations-Governance. Anstelle einer willkürlichen und machtlosen Bürgerbeteiligung muss eine facettenreiche, kreative, gezielte und niederschwellige Ermächtigung der (marginalisierten) Stadtbewohner:innen stattfinden. Um dies zu erreichen, muss das Sozialkapital des komplexen städtischen Governance-Netzwerks politisch, psychologisch und sozial gestärkt werden, um resultierend die Motivation (Anreize), Fähigkeit (Ressourcen) und Möglichkeit (Macht) zu fördern. Dieser inklusive und ermächtigende Ansatz führt zu einer Destinations-Governance der „Localability“.
Verleihung des DGT-ITB Wissenschaftspreises 2022
Zum 28. Mal wurde diesen Winter der DGT-ITB Wissenschaftspreis verliehen. Die hochrangig besetzte Jury von Professor:innen und Wissenschaftler:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bewerten insgesamt 33 eingereichte Arbeiten und vergaben Preise in vier Kategorien: Beste Dissertation, beste Nachwuchsarbeit, beste Arbeit im Bereich eTourismus und beste Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus. Durch das doppelt-blinde Begutachtungsverfahren, an dem mehr als 60 DGT-Mitglieder mitgewirkt haben, konnten vier hervorragende Abschlussarbeiten des Jahrgangs 2021/22 mit touristischer Themenstellung ausgezeichnet werden.
Die Preisverleihung fand im Rahmen der DGT-Jahrestagung 2022 am Freitag, den 9. Dezember 2022, auf dem Gurten in Bern statt.

Preisträger:innen des DGT-ITB Wissenschaftspreis 2022

Kategorie: Beste Dissertation
Adrian Pfammatter, Universität Bern
betreut von Artur Baldauf und Monika Bandi Tanner
Inter-Organizational Cooperation in Tourism: Unravelling the Phenomenon and Examining Local Opportunities
In den heutigen dynamischen Unternehmenslandschaften haben Kooperationen zwischen Organisationen eine wichtige Bedeutung. Die Relevanz dieses Themas gilt insbesondere im Tourismus, zumal hier bestimmte Besonderheiten, z.B. der Netzwerkcharakter oder die Kleinstrukturiertheit des touristischen Angebots, Anreize zur Zusammenarbeit von Organisationen schaffen. Die Dissertation behandelt interorganisationale Kooperation im Tourismus. Ein differenziertes Verständnis dieses Phänomens wird entwickelt und drei Studien werden vorgestellt. In Studie I werden durch eine systematische Literaturanalyse eine strukturierte Wissensbasis und ein gesamtheitliches Modell zur interorganisationalen Kooperation im Tourismus geschaffen. Die weiteren Studien liefern empirische Erkenntnisse darüber, wie Hotels von Aktivitäten zum Teilen von Ressourcen mit lokalen Partnern profitieren. Studie II präsentiert einen Nutzenvergleich verschiedener solcher Aktivitäten für unterschiedliche Arten von Hotelbetrieben. Studie III fokussiert auf das Teilen von Ressourcen von Hotels untereinander. Die Resultate legen nahe, dass Hotelmanager bei der Umsetzung solcher Aktivitäten Überlegungen zur eigenen betrieblichen strategischen Ausrichtung anstellen sowie Gefahren des Übereifers berücksichtigen sollten.

Kategorie: Beste Nachwuchsarbeit

Stefan Brida, MCI
betreut von Christoph Engl
Ist die Ferienhotellerie bereit für Dynamic Pricing? Fairness-Wahrnehmung von Dynamic Pricing in der Ferienhotellerie in Tirol und Vorarlberg
Dynamic Pricing (DP) gewinnt zunehmend an Bedeutung. Während DP technisch realisierbar ist, müssen Unternehmen die Umsatzsteigerungspotenziale mit den Fairness-Risiken abwägen. In der Ferienhotellerie wird die Fragestellung, inwieweit DP als fair wahrgenommen wird und welche Faktoren die Preisfairness beeinflussen, nicht aufgegriffen.
Auf Basis einer systematischen Literaturanalyse werden die Preisfairness-Wahrnehmung sowie deren Einflussfaktoren als Forschungshypothesen abgeleitet. Zur empirischen Überprüfung wird eine explanative szenariobasierte Onlinebefragung mit einem Experiment erstellt und 541 Gäste befragt.
Die multiregressions- und korrelationsanalytischen Auswertungen verdeutlichen, dass die Mehrheit DP als fair wahrnimmt. Beim Preis-Informationsgrad sowie der DP-Bekanntheit werden signifikant positive Zusammenhänge mit der Preisfairness-Wahrnehmung belegt. Beim Alter wird ein signifikant positiver Zusammenhang erwiesen. Einkommen, Herkunft und Bildungsniveau zeigen keine signifikanten Zusammenhänge, aber deutliche Unterschiede in der deskriptiven Auswertung. Beim Reisegrund, dem Geschlecht sowie der Urlaubshäufigkeit werden keine Zusammenhänge mit der Preisfairness-Wahrnehmung festgestellt. Auf Basis der Ergebnisse wird das Forschungsmodell adaptiert und sieben Elemente für ein erfolgreiches kundenorientiertes DP definiert.
Kategorie: Beste Arbeit zum Thema eTourismus
Lisa-Marie Frank, Hochschule München
betreut von Christoph Engl
Naturerlebnisse im digitalen Zeitalter – Untersuchung der Akzeptanz einer Augmented Reality Applikation im Wandertourismus.
Der Wettbewerb zwischen Wanderdestinationen ist groß, weshalb eine Differenzierung durch innovative Produkte umso wichtiger ist. Eines dieser Produkte ist Augmented Reality, mit der sich Wanderdestinationen von der Konkurrenz abheben können. Dafür muss die Technologie jedoch von Wanderinnen und Wanderern akzeptiert werden. Ziel der Bachelorarbeit von Lisa-Marie Frank war es deshalb, die Akzeptanz von Augmented Reality Applikationen im Wandertourismus zu untersuchen. Zusätzlich wird aufgezeigt, welche Zielgruppe affin für diese Technologie ist und inwiefern Wanderdestinationen damit langfristig einen Wettbewerbsvorteil erzielen können. Zur Beantwortung der Fragen wurde ein Fragebogen erstellt und eine quantitative Datenerhebung mit 391 Personen durchgeführt. Wie sich herausstellte, weisen die Teilnehmenden im Durchschnitt eine Indifferenz für Augmented Reality Applikationen beim Wandern auf. Dem gegenüber steht, dass mehr als 80 % der Stichprobe die Technologie ausprobieren möchte. Anhand Analyse und Interpretation dieser und weiterer Ergebnisse können Wanderdestinationen entscheiden, ob sie eine Augmented Reality Applikation in ihre Strategie implementieren möchten.

Kategorie: Beste Arbeit zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus

Therese Maier, Universität Innsbruck
betreut von Mike Peters
Changing Responsible Behavior: Implications for the Development of Sustainable Tourism
Verantwortungsvoller und nachhaltiger Tourismus sind in den letzten Jahrzehnten zu weit verbreiteten Paradigmen geworden. Die Tourismusbranche ist jedoch nach wie vor von Massentourismus betroffen, und die COVID-19-Pandemie verdeutlichte die Kluft zwischen Nachhaltigkeit in Theorie und der tatsächlichen Umsetzung nachhaltiger Tourismuskonzepte, Nachhaltigkeit steht zwar auf der Agenda touristischer Destinationen, aber die Umsetzung bleibt oft aus. Daher sind ein nachhaltiges Umdenken, eine Neujustierung des Verhaltens und mehr Verantwortung erforderlich. Ziel dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, wie verantwortungsvolle Tourismuspraktiken unter den Stakeholdern einer Destination angeregt und gefördert werden können. Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurden qualitative, semi-strukturierte Experteninterviews mit angebotsseitigen Interessensgruppen einer Destination durchgeführt. Mithilfe der Integration von Verhaltenstheorien lieferten die Interviews umfassende Einblicke in das Verständnis von verantwortungsvollem Tourismus, identifizierten Verhaltensmuster, wahrgenommene Verantwortlichkeiten, Herausforderungen und Treiber für nachhaltige Entwicklungen. Die Ergebnisse ermöglichten die Erarbeitung von Motivatoren, Implikationen und Strategien für Stakeholder zur Umsetzung verantwortungsvoller Tourismuspraktiken. Konkrete Handlungsempfehlungen wurden für Tourismusbetriebe und Tourismusverbände entwickelt.